Samstag, 21. August 2010

Erinnerungen zwischen den Welten



"Nach dem Gesetz des Staates Israel ist ein Jude jemand, der eine jüdische Mutter hat oder der zur jüdischen Religion konvertiert ist und keine andere Religion angenommen hat."

Nach dieser Definition war mein Grossvater mütterlicherseits Jude. Er starb viel zu früh an den Folgen für seine Gesundheit aus der Zeit mit Hitler.

 Ein Leben zwischen den Welten, er damals - ich noch heute.


Er hatte nach Hitler den Traum einer Welt, in der alle ohne Unterschied miteinander - nebeneinander - leben, ohne Hass, ohne Verfolgung, ohne Krieg...
Die Chancen dafür standen eine Weile sehr gut...


Es war auch mein Traum, doch nun bin ich im Grossmutter-Alter, und wieder ist alles anders. Der Frieden, der Traum - den noch mehr Menschen träumten - wurde verspielt. Wieder hat sich eine Zeit überlebt, und wieder wollen Einige die Probleme mit aller Gewalt lösen.


Stacheldraht ist immer noch in, Grenzwälle und Mauern werden neu gezogen, Killerkommandos sind unterwegs um irgendwelche als Terroristen definierte Menschen zu eliminieren, Kriege überziehen viele Teile der Welt. Statt Frieden kehrt die Barbarei zurück, für etwas das mehr an Haben, als an Sein gemahnt.


Mein Land, sagen sie - und glauben es auch. Wenigstens das gehört uns, denken sie - aber was gehört einem Menschen wirklich? Diese Welt nicht, und ein Teil davon eigentlich auch nicht. Nicht einmal das Schwarze unter dem Fingernagel gehört einem Menschen, und das Leben wird irgendwann zu Ende sein - nichts mehr, das er besitzen oder mitnehmen könnte.


Und doch, der Mensch schafft es nicht, mit anderen in Frieden auf dieser Welt zu leben. Vielfalt mag nicht akzeptiert werden, alle sollen so sein, wie der weisse Westen. Warum? Weil wir das so wollen? Was die anderen wollen, die genauso Menschen sind, danach wird - wieder einmal - nicht gefragt, genauso wenig, wie die abgehobene Clique der Reichen und Mächtigen noch etwas nach den Menschen fragt, auch nicht nach denen des eigenen Landes.


Rohstoffe, Börsenkurse, Geld und Macht - das ist alles, was noch wichtig zu sein scheint. Mein Grossvater hatte es wohl ein Leben lang, dieses Gefühl einer unbestimmten Sehnsucht, zwischen den Welten. Ich habe es auch, bis heute...


Das Zitat am Anfang ist aus einem Artikel von Uri Avneri, dieser kann unter folgendem Link gelesen werden:


http://www.radio-utopie.de/2010/08/21/wenn-du-nein-sagst-oder-giftpilze/

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