Mittwoch, 23. Dezember 2009

Weihnachtsüberraschung

Einige der Blogger haben das Gedicht "Morgen Kinder wird's nichts geben..." für den Heiligen Abend in ihrem Blog. Hier zum Beispiel:

http://www.trueten.de/archives/5558-Toetet-den-Weihnachtsmann!.html

Dass das einfach so stimmt, auch in den Relationen, kann wo anders überdeutlich festgestellt werden, und zwar im weissen Haus bei Präsident Obama:

Eine grosse Nachbildung des weissen Hauses aus weisser Schokolade, Lebkuchen und Marzipan...


http://www.whitehouse.gov/photos-and-video/video/ginger-bread-white-house?category=8

 Und auch sonst ist der Aufwand nicht zu knapp:

http://www.whitehouse.gov/photos-and-video/video/christmas-white-house-2009?category=8


Nein, es ist kein Neid von uns, dies kritisch zu sehen. Wie viele Obdachlose und Arbeitslose hätten gerne wenigstens genug zu essen und etwas mehr Wärme?


Es war viel Arbeit, und nicht alles ging glatt. Der Lohn? Geld war es nicht...

Aber, wir sind glücklich.

Bis dann...

Eigentlich machen wir keine Werbung - aber für einen Kollegen der Blogwelt schon

http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/12/in-eigener-sache.html


In eigener Sache

Dienstag, 22. Dezember 2009

oder: es hat sich ausgebloggt!

Nun also, mitten in der Tristesse und Unzulänglichkeit dieser Welt, hat sich ein lange stiller, später leise geäußerter Traum erfüllt. Endlich halte ich ein Buch in Händen, von dessen Deckel nicht fremde Namen schimmern, sondern mein eigener, mein spanischer Name, De Lapuente, gedruckt ist. Ob er indes schimmert, wird sich herausstellen, noch, so möchte ich in aller Bescheidenheit feststellen, glänzt er lediglich matt. Möglich, dass ich in einiger Zeit ebenso bescheiden festhalten darf: Manchmal schimmerts, ganz zaghaft, ganz schüchtern, aber immerhin.

Und natürlich beschwingt so ein gedrucktes Etwas, peitschen Seiten, die man, wenn nicht selbst gedruckt, so doch selbst geschrieben hat, vorzüglich auf Zukünftiges ein. Bücher sind nicht selten Mutmacher - manchmal für die Leser, häufiger jedoch für den Schreibenden selbst. Doch gebloggt wird fortan
nicht mehr. Das heißt, ich habe mich sowieso nie als Blogger gesehen, denn einen Blog zu betreiben hieß für mich immer, in der Langeweile zu bohren. Ich war heute beim Zahnarzt! oder Im Urlaub war es schwül! oder Meine Hämorriden wuchern heftig! - das war für mich das, was man heute so lapidar bloggen nennt. Nein, ich blogge nicht weiter, was soviel heißt wie: ich fange erst gar nicht an zu bloggen. Oder, nochmal anders, von hintenrum erklärt: Ich mache weiter wie bisher, mal schlecht, mal recht, jedenfalls immer bemüht. Das soll gar kein reißerischer Showeffekt sein, sondern ein Bekenntnis. Buch und diese Seiten, die den Namen ad sinistram tragen, entflossen derselben Feder. Dennoch will der Verfasser beides für sich, säuberlich getrennt verstanden wissen. Sicher, die Texte des Buches sind auch Produkt dieser Seiten, allerdings überarbeitet, erweitert, stichhaltiger formuliert. Das Buch soll keine Erweiterung von ad sinistram sein, es steht für sich im Raum, besser noch: in einem Regal - nachdem es gelesen wurde. Dem Verfasser, mir - sprechen wir nicht in dritter Person, das wäre mir selbst gegenüber unfreundlich - ist es wichtig klarzustellen, dass da kein Blogger in gedruckter Form erscheint, sondern jemand, der immer schon gern gedruckt worden wäre, sich aber mit einem sogenannten Blog ausgeholfen hat, weil er an sich und seinen vergossenen Buchstaben zweifelte, zu schüchtern war, seine Texte an berufene Stellen zu verschicken. Diese tägliche Arbeit, die Passion des Schreibwütigen, ist nicht mehr wegzudenken. Jedoch blogge ich nicht, denn das, was leger als Blog tituliert wird, ist nichts anderes wie die Fortführung des Buchschreibens mit anderen Mitteln.

Das Buch ist im Renneritz Verlag erschienen und ebenda bestellbar. Der Titel lautet "Unzugehörig - Skizzen, Polemiken & Grotesken". Über den Autor selbst sei hier nichts mehr erzählt, denn er kennt sich selbst nicht gut genug. Wen er aber kennt, das sind diejenigen, denen er zu Dank verpflichtet ist. Und diejenigen kennen den, der hier herzlichst dankt.

Samstag, 5. Dezember 2009

Wo ist sie geblieben ?

Die Antwort auf die Stimmen gegen Armut - auf die vielen tausend Kerzen, die umsonst abgefackelt wurden - auf die vielen Lieder gegen Armut, die gesungen wurden - auf den Aktionismus des ersten Schreckens, als Hartz IV auftauchte aus den Niederungen einer eisigen Politikwelt - also, wo ist die Antwort?

Die Armut hatte seit alters her den längeren Atem in der Welt, das Elend gedieh immer schon im Schatten der Arroganz und Dekadenz - und wo ist der lange Atem jener, die dagegen ankämpfen wollten?

"Wir haben es versucht", sagen jene, die aktiv waren für einige Zeit, dabei hatten sie nicht einmal richtig angefangen, gemessen an der Langwierigkeit des Elends jener, die in der Armut bleiben mussten - trotz der Kerzen und Lieder, trotz der schönen Worte.

Und wieder droht uns Weihnachtszeit - Konsumfestival unter einem Tannenbaum, der nichts dafür kann, auch wenn immer mehr immer weniger Geld dafür übrig haben. Weihnachten - das Fest von dem immer weniger Kinder und Erwachsene wissen, welchen Sinn es hat. Die Pfarrer predigen auch meistens nur vom "Erlöser der geboren wurde", und meinen die Erlösung von irgendwelchen Sünden, die sie dann nicht genau bezeichnen...

Dass da von einem die Rede sein sollte, der unter dubiosen Umständen zur Welt kam, arm in einem Stall, das ist nicht modern und nicht angesagt. Seine Geschichte muss untergehen in diesen Zeiten, weil sie zu sperrig und zu unbequem ist - weil er mit den Armen war, und nicht mit den Reichen. Das darf aber nicht mehr gewußt werden, seit die Kirchen den Bankern das vom Boni-Zählen und vom Staatshilfe-Rechnen verkrampfte Händchen halten müssen.

Der Abbau des Rechtes auf Leben und tägliches Brot geht weiter, da hat kein Weihnachten mit Sinngehalt einen Platz - dafür ist kein Raum in einer von Gier besoffenen Welt. Die Stimmen gegen Armut haben sich wieder zerstreut, der Alltag hat alle wieder in dem das Elend nun seinen täglichen Platz einnimmt - aber bitte so, dass es die anderen nicht mehr stört, die nicht so elend sind.

Das übliche Gesülze geht weiter, mit dem Unterschied, dass die Nächstenliebe die einmal im Jahr zu Weihnachten hochschwappen durfte, nun auch abgeschafft ist.

Ich wünsche allen Besuchern unserer blogs einen erfreulichen zweiten Adventssonntag.

Donnerstag, 26. November 2009

alles Taliban...

Alles, was nicht so gut aussieht in der Öffentlichkeit, ist Taliban. Schliesslich kann unmöglich zugegeben werden, dass den Politikern die umgebrachten Zivilisten beim Bombardement in Afghanistan egal waren - vor allem vor den Wahlen. Jetzt, da alles auffliegt was zurechtgelogen wurde, reichen einige aus dem wohlfeilen Fundus jener, die immer schon dankbare Bauernopfer abgaben - und die müssen gehen.

Die Schonfrist für den neuen Verteidgungsminister, den von Damen heissgeliebten von und zu Guttenberg, ist vorbei, und schon bewährt er sich. Den "falschen" darf er nicht treffen mit seinen Rauskicken, also verfährt er nach Gutsherrenmanier. Am Vorgänger wird nicht gekratzt, wenn der sagt, dass er nichts gewußt hatte, schliesslich ist der immer noch ministerialer Kollege - und eine Krähe hackt der anderen nie etwas weg...




Wo bleibt da die sonst so abgehobene, vorgegebene, alles so geringschätzig findende Pseudo-Überlegenheit, die zuvor über alles so wunderbar hinweg geholfen hatte? Wo bleibt jene Realitätsferne, die sich alles zurechtbiegt, wie sie es braucht?



Oh, keine Sorge, diese taucht bestimmt wieder auf - und dann ist alles Taliban...

Mittwoch, 25. November 2009

Der Friedensnobelpreisträger


Was würde dieser Friedensnobelpreisträger wohl antworten, wenn die friedensliebenden Menschen dieser Welt ihm sagen würden, dass es leichter ist, sich für die Abschaffung der Fat Nuclear Bombs einzusetzen, als für die Ächtung und Vermeidung von Landminen, oder gar Depleted Uranium? Was würde er zu Letzterem sagen, wenn er mit eigenen Augen sehen, aus eigener Kenntnisnahme erfahren müßte, dass durch diese Waffen auch Nachbarländer und deren Menschen - Unbeteiligte seiner Kriege - auf unabsehbare Zeit hinaus verseucht und geschädigt sind?

Zu den Landminen hat er ja schon geantwortet. Es ist egal, wie viele Unschuldige es trifft, wie viele Kinder zerfetzt werden, wie viele Menschen getötet oder zu Krüppeln werden. Das macht alles nichts, Krieg ist wichtiger,- siegen wollen ist wichtiger,- Macht ist wichtiger.

Er hielt beachtenswerte Reden, von denen sich so mancher heute fragt, wer diese für ihn geschrieben hat und schreibt - und ob er sie abspult mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken, oder im Geiste.

Auf einige Menschen mehr oder weniger kommt es keinem der Politiker an, die in Statistiken denken, und abwägen, wie viele Opfer in Kauf genommen werden können - von den eigenen Landsleuten, wohlgemerkt. Die anderen interressieren kaum.

Frieden für die Welt? Der sieht in den Begriffen der Politiker ganz anders aus, als bei den Bürgern. Jener Friede wäre nicht in Einklang zu bringen mit dem, den die Menschen schlechthin darunter verstehen.

Und wenn sie von Werten reden, dann ist auch dieser Begriff schon kontaminiert und pervertiert.

Hier der Artikel wegen der Landminen:

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Sonntag, 22. November 2009

Der philosophische Zausel und die anderen..


Es ist schon seltsam mit den Menschen, auch mit den denkenden und philosophierenden: Kaum haben sie einige Erkenntnisse gewonnen, erheben sie sich über die anderen, die ihre Erhabenheit nur am Mehrwert, an mehr Kraft, oder an sonst etwas festmachen. Dazuhin bewährt sich der Spruch aus dem Schwabenland: "guck i rom, guck i nom, lauter domme om me rom".

Frei übersetzt: "Schau ich hin, schau ich her, die Dummen werden immer mehr..."

Ja, und wer hätte nicht gerne, dass viele so sind wie er selber - besonders dann, wenn man sich für einen angenehmen und interressanten Menschen hält? Also, bedarf es der gleichen Übermenschen, - Spielarten sind gestattet,- aber bitte, alle hochleistend und intelligent, so wie man selber.

So ist es nicht gänzlich verwunderlich, wie es einen oft trockenen, deutschen Philosophen zum Bhagan ziehen konnte, denn dieser war ja auch Philosoph. Der wollte aber viele andere erleuchten,und vor allem sich selber feiern.

So alternativ wie er sich gab, war dieser nicht, denn er wollte den modernen Kapitalismus, keine Armut, sondern Wohlleben. Das zog jene sich erhaben fühlenden Geister an, die auch nicht vom Wohlleben lassen wollten. Es mag typisch sein, dass es ein Schild gab vor der Vortragshalle, auf dem dazu aufgefordert wurde, die Schuhe und den Verstand draussen zu lassen.

Auch bei Sloterdijk ist die Frage manchmal naheliegend, ob bei der Lektüre und dem Anhören seiner neuesten, geistigen Auswürfe der Verstand besser weggelassen werden sollte, falls man ein Fan dieses Philosophen bleiben will. Doch ganz so einfach ist es nicht mit ihm, er drückt die Dinge eben oft anders aus, als es uns geläufig ist.

Lesenswert ist sicher folgendes Interview:

Peter Sloterdijk im Interview: "Nur Verlierer kooperieren"



Das neue Buch´des Philosophen kommt im Befehlston daher: „Du musst dein Leben ändern!" Ein Gespräch mit Peter Sloterdijk über die „Massenfrivolität" des Neoliberalismus, die Krise als Katastrophenfilm und das Genialische an Barack Obama. taz, 5. Mai und Falter, April 2009

Herr Sloterdijk, muss ich mein Leben ändern?

Sloterdijk: Vermutlich ja - unter der Voraussetzung, dass Sie sich in Hörweite des absoluten Imperativs begeben. Das ist eine riskante Position: Seit dreitausend Jahren fühlen sich zahllose Einzelne in den höheren Kulturen von spirituellen Autoren angesprochen, die den absoluten Imperativ ihrer Zeit artikuliert haben. Daraufhin haben sie oft alles stehen und liegen lassen.

Wer spricht da zu mir?

Sloterdijk: In unseren Tagen ist es die globale Krise, und zwar die ökonomische, die ökologische, die kulturelle. Ich habe mit meinem Buch versucht, eine Art Megaphon zu sein und zu formulieren, was aus der Krise unserer Zeit emaniert. Dabei geht es zunächst darum, die Realität der Krise überhaupt im Ernst zu begreifen.

Der Mensch ist ein übendes Wesen, lautet eine zentrale These Ihres Buches. Wie kann ich dann aber nicht in Hörweite sein? Anders gefragt: Wieso richtet sich dieser Imperativ dann nur an Einzelne, eine sensitive Elite?

Sloterdijk: Es gibt in jeder Epoche die Sensitiven, die auf den Appell antworten, und die Stumpfen, die einfach nur weitermachen wollen. Die Botschaft der aktuellen Krise ist noch nicht restlos entschlüsselt, doch vermutlich läuft die Decodierung auf etwas hinaus, was wir in den siebziger Jahren auf Basis des Berichts des Club of Rome schon einmal im Visier hatten - auf einen globalen Code der Zurückhaltung und um die Abkehr vom Credo des quantitativen Wachstums. Um dergleichen zu artikulieren müssen wir aufhören, die Krise zu ästhetisieren.

Passiert das im Augenblick?

Sloterdijk: Die westliche Krisenästhetik geht auf die Romantik zurück, seit einem halben Jahrhundert beherrscht sie die Welt-Massenkultur. Wir haben es fertiggebracht, Naturkatastropheen und Sozialkatastrophen als Horrorgenre zu ästhetisieren. Die Katastrophe ist für uns vor allem ein ästhetisches Konzept.

Aber die Finanzkrise kann man sich nicht gut als Horrorfilm ausmalen, oder?

Sloterdijk: Da wäre ich mir nicht so sicher. Einerseits erleben wir sie als die Rückkehr des Realen, sie bringt die Rache des ökonomisch Realen am Imaginären des Börsencasinos zum Zug. Hierbei sind im kollektiven Erleben die Ansätze zur Ästhetisierung unverkennbar - viele genießen die Krise auch ganz unverhohlen, weil sie „das System" bloßstellt. Die Sehweise des Theater- und Kinobesuchers ist so tief in uns eingepflanzt, dass wir die Gegenwart wie einen Katastrophenfilm erleben. Die basale Botschaft des Katastrophenfilms ist ja: Solange wir zuschauen, kann es nicht so schlimm sein.

„Du sollst Dein Leben ändern" - ist das nicht etwas unscharf? Darunter kann die große, fundamentale Wende verstanden werden, aber auch die tägliche Übung im Kleinen, die ja auch der Neoliberalismus von uns gefordert hat: Arbeite an Dir, halte Dich fit für den globalen Wettbewerb!

Sloterdijk: Der große Unterschied ist eben der, dass der Neoliberalismus eine Metaphysik des Mitmachens impliziert. Er wendet sich an den alten Adam in dessen schlimmsten Eigenschaften: Je gieriger Du bist, umso besser drückst Du Dich selbst aus und desto besser passt du in den Betrieb. Der Imperativ, den ich rekonstruiere, erzeugt eine ethische Revolution, er verlangt die Distanzierung zum bisherigen Leben und setzt auf Diskontinuität.

Selbstvervollkommnung jenseits der Trivialität des „Mehr"?

Sloterdijk: Jenseits der neoliberalen Metaphysik, die den Stoffwechsel verabsolutiert, indem sie uns den Satz in den Mund legt: Ich fresse, also bin ich. Und je mehr ich fresse, umso mehr bin ich. Und wenn ich zudem noch ein Maximum an Information umsetze, dann bin ich innerweltlich vollkommen, ein Vollkommener im Dienste der kapitalistischen Immanenz. Das prolongiert sich am deutlichsten im Augenblick der Krise: Jetzt flehen uns die Politiker an, den Stoffwechsel ja nicht zu vernachlässigen. Die geldgetriebene Verdauungsmaschine darf auf keinen Fall ins Stocken kommen.

Auch in linksliberalen Kreisen ist der Konsumismus negativ besetzt, aber wenn man das Einkaufen Nachfrage nennt, dann wird daraus etwas Positives.

Sloterdijk: Der Neoliberalismus hatte das ideologische Verdienst, die schamhafte Maske vor dem Konsumismus fallen zu lassen, er hat ihn geradewegs zum zentralen Lebensmotiv erklärt.

Was ist da in den vergangenen fünfzehn, zwanzig Jahren passiert?

Sloterdijk: Man hat uns in ein psychopolitisches Großexperiment über Frivolität verwickelt - aber was auf dem Programm stand, war nicht mehr aristokratische Frivolität, sondern Massenfrivolität, Leichtsinn und Egoismus für jeden. Man hat in dieser Zeit behauptet, Gemeinwohldenken sei gescheitert. Also blieb der Asozialismus, den wir höflicherweise Individualismus genannt haben, um uns mit besseren Gefühlen zu ihm zu bekennen. Doch was sind konsequente Individualisten? Es sind Menschen, die ein Experiment darüber veranstalten, wie weit man beim Überflüssigmachen sozialer Beziehungen gehen kann.

Aber kann der Kapitalismus ohne diese „Gierdynamik", wie sie das einmal genannt haben, funktionieren?

Sloterdijk: Die Wahrheit dieses Systems ist eine doppelte. Einerseits wird der Mensch als Stoffwechsler enthüllt, und dies drückt eine unleugbare Wahrheit aus. Zugleich kommt ein anderer Aspekt der Wahrheit über die Lage des Menschen zutage: Wir gelangen durch entfesselten Konsum an die Grenzen der Naturproduktivität. Die Menschheit erweist sich als eine Gattung, die es fertig bringt, die Natur leer zu fressen. Am bestürzendsten zeigt sich das beim Fischfang: Der Urlauber auf griechischen Inseln Inseln isst heute schon norwegische und finnische Fische, die über Nacht eingeflogen werden, weil die Ostägäis praktisch leergefischt ist.

Aber lautete die moralische Erzählung der liberalen Ökonomie nicht, dass der Eigennutz der Einzelnen in allgemeinen Nutzen umschlägt?

Sloterdijk: An sich ist dies ein höchst sympathisches Konzept, und es wäre zu wünschen, dass die Dinge so liegen. Es ist kein Zufall, dass selbst große Geister wie Kant mit diesem Modell sympathisiert haben - er hat zwar große Stücke auf den freien guten Willen gehalten, aber da er dem allein nicht die ganze Last der Sittlichkeit aufbürden konnte, setzte er zusätzlich auch auf den Marktmechanismus bzw. die gegenseitige Zivilisierung der Egoismen. Wir sehen inzwischen, wie verfrüht diese Zivilisierungshoffnung gewesen ist.

In Ihrem Buch „Zorn und Zeit" haben Sie die Metapher „Zornbank" geprägt. Die wurde ja in jüngster Zeit sehr ironisch modifiziert - jetzt sind es Banken, die den Zorn auf sich ziehen.

Sloterdijk: Es soll Kreise geben, in denen das Ansehen des Bankers noch unter das des Kinderschänders gesunken ist. Aber das war mit „Zornbank" nicht gemeint.

Sie beschrieben politische Organisationen, die Zorn und Empörung - etwa über Ungerechtigkeiten - in produktive Energien umwandelten, Parteien beispielsweise oder Gewerkschaften.

Sloterdijk: Das Konzept wird wieder aktuell, weil sich erneut die Frage stellt, ob es für die kollektive Empörung eine ansparbare und renditefähige Form geben kann.

Der Titel „Du sollst Dein Leben ändern" deutet nicht darauf hin - das ist ja ein Imperativ, der sich an den Einzelnen richtet.

Sloterdijk: Vergessen Sie nicht: Wir leben am Ende eines Zeitalters vereinseitigter Weltveränderung. Seit der Französischen Revolution behauptet die Forderung nach Weltveränderung den Vorrang vor der Selbstveränderung. Doch dieses Schema greift nicht mehr - nachdem man gesehen hat, zu welchen Ergebnissen die gewaltsame Weltveränderung von außen im Kommunismus geführt hat. Selbst der historische Kompromiss der Nachkriegszeit, den man den rheinischen Kapitalismus nannte, dieser real existierende Semisozialismus, in seiner strahlenden Lächerlichkeit, ist unwiederholbar...

Halt! Der war doch das Funktionstüchtigste, das wir hatten!

Sloterdijk: Auch als Linker hat man ein Recht ein Recht ihm nachzutrauern.

Aber weil er schon existiert hat, geht von ihm kein utopischer Glanz mehr aus, auf ihm liegt der Schatten des Nostalgischen?

Sloterdijk: Dies ist das Paradoxon des progressiven Denkens seit jeher: Wir können den Menschen ehrlicherweise immer nur das Zweitbeste vorschlagen, und das scheint gegen die menschliche Natur zu sein. Die will das Beste, und wenn man als Realist nur Zweitbestes im Angebot hat, verletzt man eine Spielregel der psychischen Wirklichkeit. Darum hat es jede nicht-utopische Linke schwer. Sie muss für Suboptimales Propaganda machen, von dem zudem nicht gewiss ist, ob man es erreicht. Wenn man heute etwas Großes versuchen wollte, müßte es eine ökologische Kühnheit sein.

Barack Obama versucht das gerade in den USA: Bankenrettung, gleichzeitig Sozialpolitik machen und obendrein ökologische Infrastrukturinnovationen. Kühnheit in der Krise lässt sich da doch attestieren.

Sloterdijk: Das Wort „change" ist das Schlüsselwort zu Obamas Erfolg gewesen. Man könnte sagen, Obama hat den Imperativ „Du musst Dein Leben ändern" ins Euphorische übersetzt, sodass nicht mehr von „müssen" gesprochen wird, sondern vom „können" - „wir können das". Das war ja das Genialische an dem Slogan „Yes, We Can". Die Amerikaner wollen lieber können als von einem Müssen überwältigt zu werden.

Simpel gesagt: Manchmal gibt es auch ein bisschen Glück in der Geschichte.

Sloterdijk: Was man am meisten braucht, ist zugleich das Unverfügbare.

Kommt jetzt der alte, verstaubte Begriff „Gemeinwohl" zurück?

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Ein anderer Philosoph und andere Antworten:

PHILOSOPHIE

„Wie ein Kino ohne Projektor“

Nietzsches Übermensch ist wieder da – in den Werken eines Peter Sloterdijk und Richard Dawkins. Robert Spaemann hält ihnen sein Menschen- und Gottesbild entgegen. Ein Gespräch mit dem Philosophen.

Rheinischer Merkur: Daimler wirbt mit dem Slogan: „Mercedes denkt und der Mensch lenkt.“ Früher hieß es: „Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ Wie erklären Sie sich diese Rollenverschiebung?

Robert Spaemann: Meistens gibt es für solche Phänomene mehrere Ursachen. Sicher liegt es auch an der Faszination von Wissenschaft und technischem Fortschritt, der alles sprengt, was wir bisher in unserer Geschichte hatten. Da wir ein bisschen mehr können als früher, denken manche Menschen, ihnen sei alles möglich, was natürlich ein gigantischer Irrtum ist. Und ich frage mich, was lenken die Menschen denn eigentlich? Ja schön, ein Auto. Und was ist mit der Wirtschaftskrise, der Klimakatastrophe oder der Bevölkerungsexplosion, auf die wir zuschlittern? Und was ist mit den Kriegen und Völkermorden im 20. Jahrhundert? Wo ist da ein lenkender Mensch? Mir fällt dabei immer ein Wort von Johann Nestroy ein, das Ludwig Wittgenstein als Motto über seine philosophischen Untersuchungen gesetzt hat: „Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, dass er viel größer zu sein scheint, als er ist.“

RM: Der Philosoph Peter Sloterdijk will in seinem neuesten Buch aufräumen mit dem „Märchen von der Rückkehr Gottes“ Die Weltkrise sei die einzige Autorität, die heute sagen dürfe: „Du musst dein Leben ändern.“ Dieser Aufgabe sei nur der sogenannte Übermensch gewachsen.

Spaemann: Der Übermensch war eine Erfindung des Philosophen Friedrich Nietzsche aus dem 19. Jahrhundert als Ersatz für die Gottesidee. Dabei gab er zugleich unumwunden zu, dass die größte Idee der Menschheit die Gottesliebe sei, die Idee, dass der Mensch etwas lieben soll, was ihn selbst übersteigt. Da Nietzsche aber nicht glaubte, dass es Gott gibt, erfand er ein funktionales Äquivalent für die Gottesidee, was aber reine Phantasie ist; denn für den gläubigen Menschen ist Gott wirklich. Ich bin noch niemandem begegnet, der an die Wirklichkeit des Übermenschen geglaubt hätte. Der Übermensch ist ein Konstrukt, was übrigens Nietzsche selbst in seinem Werk „Zarathustra“ andeutet, wenn er vom „letzten Menschen“ spricht. Seine Schilderung deckt sich mit der heutigen Spaßgesellschaft: „Ein Lüstchen am Tag, in der Nacht ein Lüstchen. Nicht zu viel, das schadet der Gesundheit. Keiner will mehr regieren, keiner will befehlen. Keiner will gehorchen.“ Und dann schreit auf einmal die ganze Menge auf: „O Zarathustra, gib uns diesen letzten Menschen. Wir schenken dir den Übermenschen. Den wollen wir ja gar nicht. Lass uns doch den Spaß haben. Dann ist alles in Ordnung.“

RM: Sie behaupten, Gott sei ein „unsterbliches Gerücht“. Warum hält es sich so hartnäckig?

Spaemann: Wenn man fragt, wie kommen wir dazu, von Gott zu reden, obwohl ihn niemand gesehen hat, muss es einen Grund haben. Man kann nur sagen, es wurde immer von Gott gesprochen. Wenn wir dem Gerücht auf den Grund gehen, entdecken wir dahinter die Wirklichkeit. Und wir haben dafür das Wort Gott. Es taucht immer wieder auf, was immer auch dagegen unternommen wird. Dieses Gerücht ist unsterblich.

RM: Seit Menschengedenken gehen Philosophen der brennenden Frage nach Gott und Wahrheit nach. Platon hat 370 vor Christus das sogenannte Höhlengleichnis konstruiert. Was hat es heute noch zu sagen?

Spaemann: In dem Gleichnis kommt auch das Gerücht vor. Platon erzählt eine Geschichte von Menschen, die in einer Höhle sitzen, gefangen und gefesselt. Es ist dunkel. Sie können sich auch nicht gegenseitig berühren. Es gibt ein Feuer hinter ihnen. Figuren bewegen sich, ein Schattenspiel, das sich an der Wand abspielt. Die Höhlenbewohner halten diese projizierte Welt für die Wirklichkeit, weil sie in ihrem bisherigen Leben nichts anderes gesehen haben. Sie stellen Überlegungen an, was passieren könnte mit den Figuren, die an der Wand auftauchen. Aufgrund dieses Schattenspiels konstruieren sie allmählich ihre eigene Welt.

Für Platon ist dieses Höhlengleichnis ein Bild für den Menschen, der die sinnlich erfahrbaren Dinge für die eigentliche Wirklichkeit hält. Und das Herauskommen aus der Höhle ist das Erwachen des Bewusstseins für die eigentlichen Realitätsverhältnisse, dass die Grundstrukturen der Welt nicht abhängig sind von den materiellen Dingen. Der große Logiker Heinrich Scholz pflegte zu sagen: „Die Gesetze der Logik sind unabhängig vom Kreidevorrat der Welt. Das heißt: Wenn keine Tafeln und kein Papier mehr da sind, um diese logischen Gesetze aufzuschreiben, existieren sie dennoch ganz unabhängig von irgendwelchen sinnlichen Erfahrungen.“

Für Platon ist das, was wir sehen, nur die Außenseite der Wirklichkeit. Zur eigentlichen Wirklichkeit müsse der Mensch erst durchdringen, um die Innenseite der Wirklichkeit wahrzunehmen. So haben auch die Kirchenväter das Höhlengleichnis von Platon gedeutet als Bild für die Befreiung der Seele. Christus sei aus dem Reich der Sonne in die dunkle Höhle herabgestiegen

RM: Platon hat auch die Philosophen und Theologen des Mittelalters wie Anselm von Canterbury oder Thomas von Aquin mit den fünf kosmologischen Beweisen für die Existenz Gottes mit inspiriert. Sind diese Gottesbeweise noch zeitgemäß?

Spaemann: Ich kann jetzt nicht auf die einzelnen Gottesbeweise eingehen, sondern nur grundsätzlich sagen: Die mittelalterlichen Gottesbeweise machen alle die stillschweigende Voraussetzung der Verstehbarkeit der Welt. Die Welt wende uns ein lesbares Gesicht zu, weil sie von Gott geschaffen ist. Obwohl Immanuel Kant sämtliche Gottesbeweise kritisierte, hatte er einen schwerwiegenden Grund, an Gott zu glauben. Kant sagte, wenn schon jemand an Gott glaubt, dann sind für ihn auch die Naturphänomene Zeichen für die Wirklichkeit Gottes: „Der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Aber es sind für ihn keine zwingenden logischen Beweise, sondern plausible Reaktionen für jemanden, der schon an Gott glaubt. Für mich sind die mittelalterlichen Gottesbeweise gute Argumente, die allerdings voraussetzen, was in ihnen selbst nicht vorkommt, nämlich die Existenz Gottes, also eben das, was sie beweisen wollen.

RM: Im 19. Jahrhundert verwirft Friedrich Nietzsche die Glaubensthese Kants und verkündet lautstark: „Gott ist tot, es lebe der Übermensch.“ Im bisherigen philosophischen Denken war der Glaube an die Existenz Gottes weitgehend Voraussetzung für Wahrheit. Hat Nietzsche die Wahrheit auch zu Grabe getragen?

Spaemann: Nietzsche musste eingestehen, dass „auch wir Aufklärer, wir freien Geister des 19. Jahrhunderts, noch an dem festhalten, was der Glaube Platons war und was der Glaube des Christentums ist, dass Gott die Wahrheit und dass die Wahrheit göttlich ist“. Wenn wir aber nicht mehr an Gott glauben können, wie er meint, dann können wir auch nicht mehr an Wahrheit glauben. Dann gibt es nur die subjektive Perspektiven: Jeder hat seine eigene Perspektive auf die Welt. Der vollkommene Relativismus. Niemand kann sagen, wie es wirklich ist. Das gibt es nur, wenn es Gott gibt. Nietzsche geht noch einen Schritt weiter, wenn er sagt: Mit dieser Erkenntnis zerstört die Aufklärung sich selbst; denn sie lebte von dem Pathos der Wahrheit; sie wollte die Menschheit über die Wahrheit belehren und aufklären, weg von Illusionen, weg vom Aberglauben. Aber nun führe die Aufklärung dazu, die Idee Gottes zu beseitigen, womit sie ihre eigenen Voraussetzungen beseitigt.

Deshalb sah Nietzsche in seinem Nihilismus, mit dem man nicht auf die Dauer leben könne, ein Durchgangsstadium. Jenseits des Nihilismus erwartete er eine Welt mit neuen selbst geschaffenen Mythen, die mit Wahrheit nichts zu tun haben. Der von ihm propagierte heroische Nihilismus, der dem Schicksal ins Auge sieht und so lebt, dass er in unendlichen Wiedergeburten immer wieder so leben möchte. Er muss am Ende scheitern und in der Spaßgesellschaft enden. Das hatte Nietzsche vorausgesehen, wenn er das Volk sagen lässt: „Ach Zarathustra, gib uns den letzten Menschen, und wir schenken dir den Übermenschen.“

RM: Peter Sloterdijk lässt Nietzsches Mythos vom Übermenschen in seinem Buch „Du musst dein Leben ändern“ wiederaufleben. Der Mensch müsse üben, mehr als er selbst zu werden, um die Weltprobleme zu lösen. Als leuchtendes Vorbild dienen ihm die Spitzensportler, die das heilige Feuer des Übermenschen gehütet hätten. Sloterdijk setzt auf die Intelligenz, die für ihn in positiver Korrelation mit dem Willen zur Selbstbewahrung existiert. Wie beurteilen Sie seine von Nietzsche inspirierte Vision?

Spaemann: Man kann wohl nicht übersehen, dass Sloterdijk eine Zeitlang auch Bhagwan-Schüler gewesen ist (dieser Guru lehrte, man könne selber Gott werden, d. Red.). Seine Vorstellung, einen Mythos zu kreieren, an dessen Wahrheit man gar nicht glauben muss, oder den Egoismus einfach zu kultivieren und zu sublimieren zu einem heroischen Egoismus, klingt ziemlich phantastisch. Zu seiner Forderung nach einer Diktatur, nach einer Züchtung von Menschen schreibt er sinngemäß im Artikel „Der Menschenpark“: Die Erziehung sei heute nicht mehr imstande, die Kultur wirklich weiterzugeben. Stattdessen müssen wir den Menschen genetisch manipulieren, damit er so wird, wie wir ihn haben wollen. Was den Übermenschen betrifft, möchte Sloterdijk offenbar auf der Seite der Züchter stehen.

RM: In Ihrem Buch „Der letzte Gottesbeweis“ zitieren Sie Nietzsche mit den Worten: „Wir werden Gott nicht los, weil wir noch an die Grammatik glauben.“ Wie deuten Sie diesen Satz?

Spaemann: Da muss ich etwas ausholen. Wenn wir hier im Garten sitzen, wird es immer wahr sein, dass wir hier gesessen haben. Unser Gespräch hat stattgefunden. Nach unserer Grammatik impliziert jede Aussage eine Aussage im Futurum exactum. Wenn ich jetzt lese, dann werde ich hinterher gelesen haben. Wenn Sie und ich später gestorben sind, dann erinnert sich niemand mehr an dieses Gespräch. Es wäre dennoch Unsinn zu behaupten, es würde einmal der Moment kommen, wo wir nicht hier gesessen haben. Die Realität bleibt.

Nun behaupte ich, wenn wir nicht die Realität eines absoluten Bewusstseins annehmen, in dem alles, was geschieht, für immer aufgehoben ist, dann kann niemand erklären, was es heißt, dass etwas gewesen ist. Es ist dann weg. Wenn also dem Gewesensein nicht eine Wirklichkeit entspricht, und das ist die Wirklichkeit Gottes, dann gibt es kein Gewesensein. Wenn ich diese grammatische Struktur leugne, dann lebe ich im Absurden. Das meint wohl Nietzsche, wenn er sagt: „Wir werden Gott nicht los, solange wir an die Grammatik glauben.“

David Hume, der Vater des neuzeitlichen Empirismus, sagt: „Wir tun niemals einen Schritt über uns hinaus.“ Wenn es kein Jenseits gibt, dann leben wir im Absurden. Die Zecke weiß nichts von einem solchen Jenseits der Zeckenwelt. Ihre Welt besteht nur aus Buttersäure und Abwesenheit von Buttersäure. Was anderes ist für sie nicht real. Sein ist für sie nur für Sie-Sein. Anders der Mensch. Ich sitze auf einem Schiff, um mich herum der Ozean. Ich bin immer in der Mitte, der Horizont wandert mit mir. Ich sehe in der Ferne ganz klein am Horizont ein Schiff, bedeutungslos wie eine Fliege. Aber ich weiß, dass dort Menschen sitzen, die genauso im Mittelpunkt sind wie ich. Aus deren Perspektive bin ich ganz klein. Wenn wir uns selbst als denkende Wesen ernst nehmen wollen, dann müssen wir Gott annehmen und uns selbst relativieren. Wenn wir ihn aber leugnen, leugnen wir uns selbst als wahrheitsfähige Wesen.

RM: Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins hält den Glauben an die Existenz Gottes für eine Illusion. In seinem Buch „Der Gotteswahn“ macht er den biblischen Schöpfungsbericht lächerlich, weil er den wissenschaftlichen Erkenntnissen widerspreche.

Spaemann: Dawkins reagiert so ähnlich wie die Gefangenen in Platons Höhlengleichnis. In unsere Zeit übersetzt, würden wir heute sagen: Die Leute sitzen im Kino. Was sie auf der Leinwand sehen, halten sie schlechthin für die Wirklichkeit. Niemand käme auf den Gedanken, dass ein Projektor diese beweglichen Bilder und Handlungen an die Leinwand projiziert. Und die Kinobesucher würden sich lustig machen, wenn jemand von einem Projektor faseln würde. Sie verstünden die Filmgeschichte auch ohne Projektor; sie ist ja doch innerlich vollkommen logisch aufgebaut und läuft nach plausiblen Regeln ab. Warum müssen wir dann annehmen, dass die ganze Geschichte aus einem Projektor hervorgeht? So ähnlich argumentiert Dawkins. Aber die Schöpfungslehre spricht nicht davon, wie sich die Wirklichkeit im Laufe von Jahrmillionen entwickelt hat, sondern wem dieses Ganze, das Universum, in jedem Augenblick zu verdanken ist. Es ist der Glaube an den „Projektor“, der das Ganze an die Wand wirft; denn ohne „Projektor“ spielt sich nichts mehr ab.

RM: Der Glaube an einen Schöpfergott ist also durchaus vereinbar mit der Evolutionstheorie?

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Zu einem Beitrag in einem Künstlerblog


und zwar zu diesem hier:

http://urs1798.wordpress.com/2009/11/22/ich-habe-die-suche-aufgegeben/


Bitte durchklicken, es sind tolle Bilder. Sie beschreiben die Suche nach der heilen Welt, und, dass die Suche aufgegeben wurde. Die heile Welt wurde nirgends gefunden, nicht einmal ansatzweise. Übrig blieb nur die Sicht auf den Existenzkampf.

Idyllen lassen sich sehr wohl finden in dieser Welt, es gibt sie noch. Und - diese Idyllen haben sehr viel mit Ruhe, mit stillen Ecken, wunderschöner Natur und Stille zu tun. Wenn man in diesen Idyllen bleibt, stellt sich eben auch die Schattenseite heraus: Das Leben will gelebt sein, und in unserer Welt, in der Menschen für andere Menschen Systeme bereithalten, bedeutet es den Kampf um das Lebensnotwendige, oder den Mangel darin leben müssen - je nachdem. Für manche bedeutet es auch den Kampf nach dem ewigen "noch mehr", der in der Bibel von Anbeginn schon gegenwärtig war.

Und deutlicher, als in der Paradiesgeschichte, gleich am Anfang noch der biblischen Inhalte, kann es eigentlich nicht ausgedrückt werden: Der Mensch musste den letzten Apfel auch damals schon haben, konnte den nicht einfach hängen lassen - nie genug. Und deshalb wird gesagt, dass der Mensch im Schweisse seines Angesichts sein Brot künftig essen wird, darum kämpfen muss, es hart erarbeiten muss. Und immer werden da welche sein, die sagen, dass es nie genug ist...

Eroberungskriege, Raubkriege, damals auch schon, nicht erst seit heute. Und immer wieder dieses Machtgerangel das aus allem entstanden ist, dass es nie genug ist - von den Arbeitern bis hinauf zu den Mächtigen und Geldwechslern (Bankern).

Es ist mir egal, wie die Pfarrer, die alles segnen so lange das Machtgefüge und ihr Einkommen stimmt, das auslegen. Ich bin auch nicht sonderlich fromm, aber das ist mir aufgefallen, als ich einmal die Bibel zur Hand genommen hatte. Und, ich hatte mit der Autorin der Kriegspostille darüber diskutiert, weil sie fast die selbe Ansicht darüber hatte. "Nie genug, das ist einer der roten Fäden in der Bibel, wenn man Zeit genug hat sie zu lesen, " meinte sie.

Auch das mit der Angst war schon bekannt, denn die Propheten sagten schon solche Sachen, wie: "In dieser Welt werdet Ihr Angst haben". Stimmt, es gibt immer etwas zum Fürchten, und meistens hat es der Mensch gegenüber anderen Menschen verursacht. In mehr als 2000 Jahren könnte ja mal etwas daraus gelernt worden sein, könnte man meinen. Leider hat es den Anschein, als hätten sich lediglich die Methoden modernisiert. Sonst hat sich wenig geändert.

Vielleicht liegt es mit daran, dass kein Pfaffe bis heute den Mumm hatte, den Leuten zu sagen was Sache ist. Statt dessen rätseln sie lieber über die Entdeckung von Sex nach, statt zu erkennen, dass das auch nicht das Wichtigste war. Es war nur wichtig, weil der Mensch sich ausserhalb des Paradieses fortpflanzen musste, um nicht auszusterben.

Etwas Logik beim Lesen schadet nie...

Zurück zur Idylle: Sie ist längst verloren, das Heile ist längst zerstört, und fast jeden Menschen holt es ein, dass es so ist. Und wo findet sich der Mut, den Tag doch wieder heiter zu beginnen, und mit Kraft? Wo findet sich die Energie dafür, das sogenannte Gute nicht ganz aufzugeben? Wo findet sich doch noch eine Spur der Ahnung, was eine heile Welt sein könnte?

Da draussen? - Irgendwo? --- Ja, aber nur wenn sich ein Mensch findet, der das Gleiche in sich hat. Das Gleiche, man selber. Denn die Idylle, die Ahnung vom Guten, das Gefühl dafür, was Liebe sein könnte, was ganz und heil bedeuten könnte, die ist in uns selber.

Menschen bauen Mauern auf gegeneinander, innere und äußere - zu den Inneren zählen die Grausamkeiten, mit denen sich gegenseitig zu Seele und zu Leibe gerückt wird. Bestehende Mauern werden nur ungern abgebaut, Vorurteile und fertige Verurteilungen, festgefahrene Ansichten, das alles wird nur ungern aufgegeben, auch dann nicht, wenn es offensichtlich schadet. Das sind alles haltgebende Klammern für den Menschen, die er nicht loslassen will. Am ungernsten trennt sich Mensch davon in unsicheren Zeiten.

Es gibt immer wieder Mutige, die sich an wenig klammern, und den Sprung wagen - über den eigenen Tellerrand, über die eigenen, eng gesteckten Grenzen hinaus. Doch gibt es aber auch viele andere Menschen, die sich an ihren Klammern festhalten. Manche entdecken nie, dass es auch anders sein könnte, und manche entdecken es zu spät. Das sind alles Spannungsbögen, zwischen vielen anderen, in denen sich die Menschheit bewegt.

Doch über allem lastet die alte Geschichte des "nie genug". Die einen bringen nicht genug für jene, die den Hals nicht voll genug bekommen können. Die anderen können nicht aufhören mit dem nie genug bekommen. Das Leben wird vernichtet, und weiter gepeitscht, unterworfen und zurechtgefoltert bis zur Unkenntlichkeit seiner selbst. Überall um sich herum vernichtet der Mensch das, was er eigentlich lieben müßte - dieses Leben in der Welt, die einfach da war. Aber denkste...

Und so bleibt nur eines: Das was so drängt nach der heilen Welt in sich selber suchen und finden, und den Reichtum seiner selber gleich dazu. Jenseits aller Urteile dazu stehen ist dann sowieso wieder schwieriger, denn da hört eben die Idylle auf eine zu sein. Das was sie sein könnte tragen wir in uns, wenn es nicht zerstört wurde. Dafür, dass es nicht zerstört wird, sind wir auch verantwortlich - und das ist echte Selbstverantwortung, über das hinaus was uns von der Politik eingeredet wird.

In unseren Zeiten versteht man wieder viel davon, wie zerstört werden kann. Vom Heil sein lassen, heil machen auch, versteht man weniger. Wir haben viele, die professionell daran arbeiten, und doch scheint es immer weniger zu helfen. Wenn zu viel kaputt ist, kann das Professionelle nicht mehr dagegen an, dies nicht mehr genug übertünchen.

Wir selber, jede und jeder Einzelne, müßte sich an die Spuren dessen was heil ist, erinnern, und dafür kämpfen, dass es eine Chance bekommt. Auch und gerade gegen dieses "nie genug"...

Das waren die Gedanken, die beim Betrachten der Bilder von Urs in mir auftauchten.

Montag, 16. November 2009

Tanzende Arbeiter

Heute im Netz gefunden: Die tanzenden Arbeiter von Ssangyong. Es war auf einer Veranstaltung ihrer Gewerkschaft, dass sie auftraten, tanzten und alle mitrissen. Prompt müssen wir wieder alles mit unseren beurteilenden Stempeln versehen. Wenn alle begeistert mittanzen, ist das für uns gleich eine Masseneuphorie. Euphorie ist bäbä, besonders bei uns...

Und hier beginnt auch meine Antwort zu dem Diskussionsthema von der Kriegspostille - der Brief an Frau Bundeskanzlerin Merkel von Herrn Ingold-Kaissa.

Die tierische Ethik, welche er bei den Menschen wahrzunehmen vermeint, ist jene Nicht-Ethik, die im Moment vorzuherrschen scheint. Das ist kein Wunder, nachdem alles was einmal gegolten hatte, zunehmend entsorgt wurde und wird.

Doch wir setzen dem nur Trübsinn entgegen, Rücksichtslosigkeiten, Hetze und Hoffnungsarmut. Aufzubieten haben wir wenig, und tun es auch nicht - denn, uns hält die Angst, der eingetrichterte, voraushastende Gehorsam in uns, davon ab, etwas anderes zu wagen, als nur zu funktionieren und zu spuren.

Können wir uns vorstellen, dass zum Beispiel unsere Müllaufsammler mit den Zangen und Säcken, die 1.-- Euro-Garde, und jene die städtische Mülleimer leeren, sich versammeln, eine Rede halten, und dann tanzen? Nein?

Genau das ist der Knackpunkt: Wir haben verinnerlicht, dass uns kein Vergnügen zusteht - schon gar nicht bei so ernsten Themen wie der Arbeitslosigkeit, an der ja angeblich jeder einzelne Betroffene selber schuld sein soll - unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht. Wir haben es vollkommen in uns aufgesogen, und mit jeder einzelnen Pore schwitzen wir es wieder aus: "Kein Recht auf Faulheit!" - kein Recht auf Spass - locker sein nur beim Arbeiten, damit es flutscht - der Kampf um Arbeit verstohlen, und nur für jene die gerade noch welche haben - verbissen und käuflich auch - aber nichts da, getanzt wird nicht.

Wenn wer tanzt, dann nur jene in den Glitzerkleidern, für die noch Besitzenden, die es sich leisten können, Tanzdarbietungen zu kaufen. Bald wird es auch das nicht mehr geben, denn für die Kultur ist immer zuerst kein Geld mehr da. Kultur wird als überflüssig erachtet, wenn die Arbeitskraft ausgebeutet wird, - wenn alles an die Wand gefahren wird, was den Menschen noch irgendwie etwas bringen könnte.

Kultur - trotz aller Dichter und Denker, die es zu allen Zeiten schwer hatten, besonders auch bei uns, ist etwas, das leider gerne in den Bereich der Faulheit hineingeschoben wird. Wer schreibt, der will Lügengeschichten zu Papier bringen, will sein Ego austoben, will nichts Ernsthaftes arbeiten... Für andere Bereiche der Kunst und Kultur gilt Ähnliches.

Wir wundern uns zur Zeit gerne über die austickende Jugend, die sich in Alkoholexzessen zu wälzen scheint, bis hin zum Koma. Wo es nichts zu tanzen gibt, - wo die Kultur gemeuchelt wird,- wo der Mensch von der Windel an zurecht gebogen wird, dressiert wird bis ihm die Schwarte qualmt, - was bleibt da noch? Sich betäuben vor den Ängsten, vor den Anforderungen ohne Ende, vor den Zumutungen. Dazu kommt die Neugier der jungen Leute, und was leben wir ihnen vor, dass diese Neugier Ziele hätte?

Können wir Älteren uns überhaupt vorstellen, was es bedeutet, in diese zurechtgeschundene Welt von heute hineingeboren zu sein? Jung zu sein zwischen den Lern- und Leistungsanforderungen, zwischen den Pflastersteinen der ewig gleichen, immer toter werdenden Fussgängerzonen, in einer Gesellschaft, in der nichts los sein darf - nichts Spass machen darf - ausser Leistung? Wissen wir was es heisst, wenn die Heranwachsenden mit ihren Gefühlen fertig werden sollen, die wir anderen schon abgeschrieben haben? Sie finden darin fast nichts mehr, was ihnen den Weg damit erleichtern könnte. Wir anderen alle sind ja schon so abgebrüht und dekadent, dass das wohl kaum ein Beispiel abgeben kann. Das sind nur einige Punkte, die bedenklich erscheinen.

Nun hat also Gerhard Ingold Kaissa die Ethik gesucht, und nicht mehr gefunden, ausser einer, die er als tierisch bezeichnet, weil der Mensch in seinem Wesen immer noch ein Tier sei. Allerdings muss er zugeben, dass sich Tiere oft sozialer verhalten als der Mensch. Was also ist an jener Nicht-Ethik tierisch, die er dem Menschen als tierischen Anteil unterschieben will?

Mit seinen Bezügen mittels Bibel hat er sicher recht, doch wenn die Ethik entsorgt wurde, dann zählt auch die Bibel nichts mehr. Zudem haben wir auch immer die Bibel dazu benutzt, unsere Verbissenheiten noch mehr durchzusetzen, und das andere alles auszuklammern, das uns nicht genehm war. Die Religionen werden immer weniger gefragt, und es liegt auch daran, dass sie bis zur Unkenntlichkeit zurecht gedeichselt und ins Gegenteil dessen verdreht sind, was ursprünglich gemeint war. Das gilt auch für die sogenannten christlichen Parteien.

Das Ganze, wenn es denn noch als Eigenheit des Menschen bezeichnet wird, ist rein menschlich, und hat mit tierischer Ethik nichts zu tun. Es hat viel mehr damit zu tun, dass die Deutschen wieder marschieren - in Kriege und Gemetzel - in neue Waffentakte auch gegen die eigene Bevölkerung - in andere Länder... Wer marschiert kann nicht auch noch tanzen...

Nein, ich verwahre mich dagegen, dass Tiere dafür herhalten sollen, wenn der Mensch aus seinem natürlichen Takt gerät,- wenn er verbissen wird und künstlich aufgebläht,- wenn eine Jagd eröffnet ist, die mit jener Jagd der Tiere gar nichts mehr zu tun hat.

Der Artikel um den es geht, kann im Original hier nachgelesen werden:

http://gerhard-ingold.blog.de/2009/11/12/offener-brief-frau-bundeskanzlerin-merkel-7359562/

So lange, wie wir selber unser Sein einfrieren auf einem Level, der nur noch auf die Mechanik der Leistung beruht, wird das nichts mit der Menschlichkeit. So lange, wie Menschlichkeit rein auf das Funktionieren reduziert wird, will der Bürger in diesem Land nicht zulassen, dass andere Menschen tanzen, ausser es bringt Geld...

Der einzige legale Tanz der gerade zugelassen wird, ist jener um das "goldene Kalb" des Geldes, des Besitzes, der sogenannten Leistung, des Reichtums. Die tatsächlichen Arbeiter werden bei uns gegeneinander gehetzt, die untersten Schichten werden noch mehr geduckt und so lange zurechtgedemütigt, bis sie sich kaum noch den Kopf zu heben wagen.

Deshalb erscheint offenbar der Bericht von den tanzenden Arbeitern in Korea so aussergewöhnlich, so verblüffend. "Was, die tanzen?" "Ja". "Unglaublich".

Das Unfassbare daran ist, dass diese Menschen es taten - sich feierten und tanzten - während wir das längst vergessen haben. Das Negative ist uns sympathischer, der Hau-Drauf hat in Deutschland mehr Chancen als ein Tänzer und Poesie. Unsere dichterische Kraft ist verkümmert, die Kreativität verkommen, der sogenannte freie Mensch in seinem selbstgemachten Knast eingerichtet.

Hier nun die Arbeiter aus Korea:

Ein unbestreitbarer Höhepunkt der Kundgebungsreihe des kämpferischen südkoreanischen Gewerkschaftsverbandes KCTU war der Auftritt der Arbeiter von Ssangyong Motorenwerke am Abend des 7.11.2009.
Die Arbeiter von Ssangyong hatten ab Mai 2009 als Kampfmaßnahme gegen eine massive Entlassungswelle ihren Betrieb besetzt. Wochenlang verteidigten sie sich gegen Streikbrecher, angeheuertes Security-Personal und schließlich gegen die Polizei.
Sie schlugen militant mehrere Versuche, den besetzten Betrieb zu erstürmen, mit großer Militanz zurück.
Auf der Kundgebung waren sie die unstrittigen Helden der Veranstaltung und der gesamten südkoranischen Arbeiterbewegung.
Obwohl der von beiden Seiten überaus hart geführte Besetzungsstreik ("Sitzstreik") nur ein Teilsieg war, und mithin auch eine Teilniederlage (nicht alle entlassenen Arbeiter wurden wieder eingestellt) sind die Arbeiter von ssangyong durch ihren Mut und ihre Tapferkeit zum gefeierten Vorbild der südkoreanischen Arbeiterbewegung geworden.
Unglaublich jedoch die Tatsache, dass Arbeiter von Ssangyong auf der Tribüne mit den Mitteln des Tanztheaters (ein sehr typisches Assessoire der koreanischen Arbeiterbewegung) ihren harten Arbeitskampf selbst darstellten und dann - nach einer kruzen sehr kämpferischen Rede eines KCTU - Sprechers - auf der Bühne mit dem in viele zehntausende gehenden Publikum tanzten.
Dieser Film umfasst annähernd den gesamten Auftritt der Ssangyong-Arbeiter und übermittelt ein eindrucksvolles Bild von dem ungebrochenen Optimismus und der ungebrochenen Kampfkraft der Bewegung.

Wer sich näher über den spektakulären Arbeitskampf bei Ssangyong informieren möchte (allein schon um die Stimmung in diesem Film hier zu verstehen), dem seien folgende Links empfohlen:

http://www.youtube.com/watch?v=PLXCRz...
http://www.youtube.com/watch?v=xzIOmK...
http://www.youtube.com/watch?v=znMSlq...
http://www.youtube.com/watch?v=ArTION...
http://www.linkezeitung.de/cms/index....




Samstag, 14. November 2009

Zur Diskussion: tierische Ethik und der Brief an Frau Merkel

http://gerhard-ingold.blog.de/2009/11/12/offener-brief-frau-bundeskanzlerin-merkel-7359562/


Offener Brief an Frau Bundeskanzlerin Merkel

Gerhard Ingold-Kaissa

Eystrasse 46

3422 Kirchberg

gerhard.ingold@bluewin.ch

0041 (0)34 445 06 79

Bundeskanzlerin

Angela Merkel

Berlin

Deutschland

Kirchberg, 12. November 2009

Weltprobleme und die vorherrschende tierische Ethik

Guten Tag, Frau Bundeskanzlerin Merkel

Das ist ein offener Brief an Sie und an Parteien Deutschlands, Schweiz und Österreich.

Fakten zur Weltsituation

Wir stehen heute vor gewaltigen Problemen. Diese wurden alle durch die industrielle Revolution ausgelöst:

- Der Klimawandel begann mit der Industriealisierung

- Die Arbeitsplatzvernichtung begann mit der Industriealisierung

- Die Zentralisation der Arbeitsplätze begann mit der Industriealisierung

- Die Vertreibung der Urvölker begann mit der Industrialisierung

- Die Weltvermögensverlagerung begann mit der Industriealisierung

- Die Brandrodungen begannen mit der Industrialisierung

- Die Versteppung riesiger Flächen begann mit der Industriealisierung

- Der Wassermangel begann mit der Industriealisierung

- Der Raubbau der Erdöl- Erdgasvorkommen usw. begann mit der Industriealisierung

- Das kranke Gesundheitssystem begann mit der Industriealisierung

Nun sind Industrien usw. neutral. Erst in den Händen der Menschen wird etwas gut oder schlecht.

Hündische Ethik prägt unser Menschsein

Der Mensch in seinem Wesen immer noch ein Tier. Was ich damit meine, habe ich bei einem Hunderudel an der marokkanischen Atlantikküste erlebt:

Die Gesunden und Starken rissen den Kranken und Schwachen das Fressen aus dem Maul. Waren die Gesunden und Starken aber satt, ließen sie auch andere Fressen.

Der Mensch ist anders. Selbst wenn er satt ist, kann er den Hals nie voll kriegen. Das ist das Wesen des Braunen Sumpfes: „Das Schwache und Missratene soll zugrunde gehen, erster Satz unserer Nächstenliebe und man soll ihnen dabei helfen“ (Nietzsche im Antichrist).

Brauner Sumpf fängt nicht erst mit Hitler und Mussolini an. Vielmehr deklariert Nietzsche das Wesen des Menschen, wie sich der Mensch in der Geschichte zeigte und zeigt.

Gesunde und Starke raubten die Leihgaben einer schöpferischen Kraft rücksichtslos zusammen. Das zeigen Zahlenfakten:

- 26‘000 Brasilianer haben nahezu 50% des Brasilianischen Grund und Bodens in ihrem Besitz. Das sind 0,014% von 186 Millionen Brasilianern. Die große Masse von 99,086% muss sich mit dem Rest begnügen. Aus Not roden viele die Lunge der Erde. I

- n der Schweiz ist der Grund-und-Boden Besitz auf 63‘600 landwirtschaftlich Betriebe verteilt. Das sind 0,848% der Schweizerbevölkerung.

- Niemand kann das 10-fache, 100-fache, das 1000-fache oder gar das 10000-fache von landesüblichen Mindestlohnempfängern arbeiten. Trotz diesem Fakt gingen im Jahr 2004 von Bruttonationaleinkommen von 356 Milliarden US Dollar mindesten 256 Milliarden an 5% oder 375‘000 der reichsten Schweizer.

Wo 95%-99,086% des bebaubaren Landes und des Geldes auf 0,014% bis 5% der Weltbevölkerung geparkt ist, hat es folgerichtig für die Mehrheit von 95% bis 99,086% der Weltbevölkerung nicht mehr genügend. Über eine Milliarde akut Hungernde und jährlich 9-52 Millionen Verhungernde sind die logische Folge.

Das C im Parteinamen ist eine politische Verpflichtung

Die CDU hat das C für Jesus Christus im Parteinamen. Damit ging und gehen alle Parteimitglieder eine Verpflichtung ein: Die Grundgedanken des Chefs im politischen Alltag zu leben:

Die Grundgedanken Jesus finden sich in den drei ersten Evangelien

- Gewaltverzicht: „Auge um Auge, Zahn um Zahn ist unbrauchbares Gesetz des Moses“ (Matthäus 5, 38). Gewalt darf von daher nur zur Selbstverteidigung im Kleinen wie im Großen angewendet werden. „Dem Staat ist die Schwertgewalt übertragen“ (Paulus) hat nur dann Gültigkeit, wenn sich der Staat an die Begrenzungen des Chefvordenkers hält.

- Nächstenliebe: „Das Gesetz und die Propheten haben ein Ziel: Die direkten Offenbarungen zu schützen“ (Matthäus 7, 12-23). Mit direkten Offenbarungen sind die Natur, die Tiere und die Mitmenschen gemeint.

- Barmherzigkeit: „Die Schwachen brauchen Hilfe und nicht die Starken. So hat es schon Hosea gesehen: Ich freue mich nicht an spekulativen Glaubensbekenntnissen sondern an der konkret gelebten Barmherzigkeit“ (Matthäus 9,13, Kontext und Hosea6,6).

- Armutsüberwindung: „Wer zwei Röcke hat, gebe dem, der keinen hat“ (Lukas 3,11). Diesen Gedanken des Johannes des Täufers nahm Jesus in seiner Bergpredigt in ähnlichem Sinne auf (Matthäus 5,1ff).

- Feindesliebe: Diese Liebe zu Feinden soll das herausragende neue Denken der Anhänger Jesus sein (Matthäus 5,43ff). Wer selbst dem Feind das Brot bricht, kann keine Arme im Lande dulden. Nirgends ist das Christentum so schuldig geworden, wie an der Missachtung der Feindesliebe. Feindesliebe hört auch Feinden zu und hätte folgerichtig zur Demokratie geführt.

Juden, Christen, Muslime, Buddhisten müssen sich heute, hier und jetzt entscheiden, ob sie der schöpferischen Kraft und damit den direkten Offenbarungen dienen wollen. Der Dienst an der Natur, den Tieren und den Mitmenschen und damit an den schöpferischen Werken ist mit hündischer Ethik und damit dem Wesen des Antichristen nicht kompatibel.

Die tierische Ethik führt uns auf einen gigantischen Kollaps zu!

Wer auf der Schiene tierische Ethik fährt, nimmt billig einen gigantischen Kollaps mit Milliarden Kriegs- und Hungertoden in Kauf.

Dass ich nicht einfach daher rede, können Sie als Physikerin und damit Mathematikerin selbst ausrechen: Was, wenn Morgen das Erdöl und das Erdgas versiegen würden?

Unsere ganze Weltwirtschaft ist einseitig auf diese endlichen Ressourcen aufgebaut. Die Folgen des plötzlichen Zusammenbruchs wären immens. Traktoren und Mähdrescher würden nicht mehr fahren. Millionen und Abermillionen Hektaren Ackerland würden nicht mehr bebaut werden können. Autoindustrien, Tourismusindustrien würden zusammenbrechen usw.usf.

Wollen wir den Kollaps verhindern, sind einschneidende Maßnahmen notwendig.

Diesen Maßnahmenkatalog sende ich Ihnen bei Interesse gerne zu.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Ingold