Samstag, 10. Oktober 2009

Das erste Thema - in manchen Blogs schon präsent, und aktueller denn je - die Tafeln


Warum also ein Bild - Ausschnitt aus einem alten Kochbuch mit dem Bild der Autorin der Kriegspostille - vorneweg gestellt ist, werde ich erklären:

Sie kann wunderbsar kochen und sagenhafte Salate machen. Leider, in letzter Zeit nicht mehr so, denn Geld dafür ist Mangelware geworden. Doch, doch - ihr Mann arbeitet, sie ist ja leider inzwischen schwer behindert. Aber das ändert nicht viel, weil ihr Mann eben "nur" Aufstocker ist,- weil die Arbeitsagentur behauptet, dass sie von den beiden über 900.-- Euro gut habe, und es eine dauernde Rangelei ist - weil die Arbneitsagentur nun sozusagen vorbeugend Geld abzieht, obwohl den beiden mehr zustehen würde - laut Bescheid. Aber, es soll angeblich nicht wieder zu "Schulden" kommen, obwohl noch gar nicht abschliessend geklärt ist, ob die Behauptungen der Agentur stimmen.

Es ist nicht so viel, wie Guido Westerwelle vorgesehen hatte, als Bürgergeld, also wenn man zweimal zusammen rechnet,-  von was die beiden gerade leben, nach allen Abzügen, und alle Unkosten, Miete, etc., wollen bezahlt werden.

Der Mann arbeitet körperlich, ist von morgens an 8 Stunden auf den Beinen. Das macht hungrig, also isst sie sich nur einmal am Tag richtig satt, damit es reicht. Andere Dinge sind ihr sowieso wichtiger geworden, seit sie behindert ist, also.

Die Tafel ist keine grosse Hilfe, sagt sie. Den Mund muss man halten, dankbar sein, und es gibt wenig - und sie kann sowieso nicht hingehen, sie kann ja nicht laufen. Es mgibt auch nbicht mehr so viel, hat sie von anderen erfahren, - es kommen wohl einige mehr, und die Spenden lassen nach, oder was auch immer.

Andere Menschen helfen ab und zu.

Auf was ich hinaus will, ist die Tatsache, dass die Tafeln keine Lösung sind - noch weniger sind es Suppenküchen. Eigenes Kochen gehört zur Kultur, und wer es gut kann ist stolz darauf. Auch ihr Mann kann kochen, war stolz darauf. Aber, es geht nicht mehr - grosse Kochkünste sind nicht mehr erschwinglich. Die kleinen, einfachen Sachen, na, da lädt man sich niemand dazu ein.

Nach einem arbeitsreichen Leben wird sie nun bald 60 Jahre alt. Das hat sie sich auch anders vorgestellt, aber es kommt eben anders als man denkt. Es ist demütigend, wenn ein Mensch, der gearbeitet hatte - der noch arbeitet, wie der Ehemann, - trotz dieser Arbeit um Almosen gehen soll.

Es ist bleidigend, wenn die Arbeitsagenturen an allem noch zusätzlich herumrechnen,- drohen und abziehen,- so lange, bis eben doch nur das bleibt, was der Sozialsatz ist, und das trotz einer Arbeit. Sie sorgen mit dafür, dass die Menschen im Elend bleiben müssen.

Aussenstehende wissen som oft besser, wie das alles doch so toll sei - aber mit den Einzelheiten konfrontiert wissen sie dann auch nicht, wie sie das bewältigen würden. 'Denn sie haben ja einen ganz anderen Standard. Dass diese Leute über die sie da befinden, diesen Standard auch einmal hatten, als es noch genug Arbeit gab, die anständig bezahlt wurde, daran denken sie nicht.

Zu den Einzhelheiten wird auch hier berichtet:

http://www.hu-marburg.de/homepage/esbr/info.php?id=925#text


Mit Almosen abgespeist


Treffen der Tafeln in Marburg

10.10.2009 - FJH


49.000 Menschen beziehen Lebensmittel von einer der 52 hessischen Tafeln. Knapp ein Drittel davon sind Kinder. Diese Zahlen wurden beim Treffen der Tafeln am Samstag (10. Oktober) in Marburg bekannt.

Der hessische Familienminister Jürgen Banzer bezeichnete die Tafeln in seinem Grußwort als "Brücke zwischen Überfluss". Sie seien aus dem gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken.

Genau das aber ist das Dilemma dieser Einrichtungen: Noch vor zehn Jahren wären Tafeln in Deutschland undenkbar gewesen. Bekannt waren solche Einrichtungen zur Verteilung von Lebensmitteln an Bedürftige aus den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), wo es kein staatliches Sozialsystem wie in Deutschland gab.
Mit der Einführung von Hartz IV ist aber auch hierzulande die Sozialversorgung so schlecht geworden, dass Armut sich allerorten breit macht. Seither überzieht ein flächendeckendes Netz von Tafeln das Land.

Allein in Hessen krempeln rund 5.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Ärmel hoch, um die Einsammlugn und Verteilung meist abgelaufener Lebensmittel an Bedürftige zu organisieren. Sie alle stopfen damit Löcher, die staatliche Sparwut auf Kosten der Ärmsten gerissen hat. Sie alle stabilisieren damit aber auch das System von Hartz IV, das ohne diese Hilfe möglicherweise öfter tödlich oder zumindest mit schweren Krankheiten enden könnte.

5.000 Menschen engagieren sich also notgedrungen in einem Bereich, den skrupellose Politiker schon in ihre asoziale Politik mit einkalkulieren, anstatt für Veränderungen in anderen Bereichen zu kämpfen. 5.000 Menschen helfen damit, die Ungerechtigkeit der Hartz-Parteien CDU/CSU, SPD und Grüne zu vertuschen.

Aber man kann die Menschen schließlich ja auch nicht verhungern lassen. Die FDP, die an Hartz IV selbst seinerzeit nicht mitgewirkt hat, will mit ihrem sogenannten "Bürgergeld" aber die ohnehin viel zu niedrigen Regelsätze des Arbeitslosengelds II (ALG II) von derzeit 351 Euro für Erwachsene weiter absenken. Zwar will sie 661 Euro monatlich an alle Bedürftigen auszahlen, doch davon sollen die dann auch Miete, Krankenversicherung und alle weiteren Sonderausgaben tätigen. Bisher waren wenigstens Miete und Krankenversicherung nicht im Regelsatz eingeschlossen.

Längst ist das Sozialstaatsgebot nach Artikel 20 des Grundgesetzes Makulatur. Längst wird die Menschenwürde derjenigen mit Füßen getreten, die nach Hartz IV zum angeblichen "Fordern und Fördern" gezwungen sind. Wer Erwerbslose kennt, die bei jedem Brief des KreisJobCenters (KJC) das Zittern bekommen und dessen Bescheide als existenzielle Bedrohung erleben, der wünscht sich eine deutliche Abfuhr von Hartz IV vor dem Bundesverfassungsgericht.

Doch selbst in der Humanistischen Union (HU) hat es etlicher Debatten bedurft, bis schließlich auch bei den gut verdienenden Mitgliedern die Einsicht gereift ist, dass Hartz IV die Menschenwürde mit Paragraphen erschlägt. Wer nie in seinem Leben gehungert hat, wer noch nie mehr als 200 Bewerbungen in den Wind geschrieben hat und bei Vorstellungsgesprächen gefragt worden ist, wass er denn wähle, der kann sich nicht vorstellen, wie das ist.

Und wenn man das Wort "Tafel" hört, dann denkt mancher möglicherweise auch an einen langengedeckten Tisch, an dem einige abgerissen gekleidete Menschen sitzen und fröhlich tafeln. Wer aber denkt dabei schon an die Demütigung, die es bedeutet, sich in das Gebäude der Armenspeisung hineinzuschleichen und dort in eine Schlange einzureihen?
Franz-Josef Hanke - 10.10.2009
 
 
Wer aber denkt dabei schon an die Demütigung, die es bedeutet, sich in das Gebäude der Armenspeisung hineinzuschleichen und dort in eine Schlange einzureihen?

Menschen die behindert sind, können nicht einmal das. Sie sind gleich mehrfach die Gekniffenen und Misshandelten - das muss man durchaus so feststellen.

Wer es zuläßt, dass Arbeit reihenweise vernichtet wird, und keine neue entsteht, der muss eigentlich zusehen, dass er die Menschen trotzdem anständig versorgt. Leider geschieht dies nicht, eher im Gegenteil. Die Politik hat sich anscheinend die Elendswirtschaft derer zum Beispiel genommen, denen es sowieso dreckig geht auf dieser Welt. Noch weniger geht da immer noch. Von Armutsbeämpfung und Vorbild für andere kann also keine Rede mehr sein.

Es ist zu einfach, sich mit den Sarrazins dieses Landes zusammen die Mäuler zu zerreissen, es hilft nichts und ändert nichts daran, dass es die Menschen beleidigt, die davon betroffen sind. Aber, Gefühle die verletzt werden können sind ja auch schon ein Luxus, den sich allerdings gerade die Reichen und Politiker nicht mehr leisten.
 

 
 

1 Kommentar:

  1. "5.000 Menschen helfen damit, die Ungerechtigkeit der Hartz-Parteien CDU/CSU, SPD und Grüne zu vertuschen." Absolut richtig, das Sein bestimmt das Bewußtsein! Darum lasst uns die auferlegten Qualen schnell erhöhen damit der Druck im Kessel steigt. Zum Aufwachen werden wir das fernseh - und mobilfunkeingeschläferte Volk sonst niemals bringen.

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