Es kann jeden erwischen, absolut jeden - keiner ist ausgenommen.
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Trotz Hochschulreife im Hartz IV Bezug
Sowohl in der Arbeitslosenversicherung wie im Hartz IV-System hat sich die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich erhöht. Gut 200.000 Arbeitskräfte mit Fach- und Hochschulreife sind zwischenzeitlich verarmt und auf Hartz IV angewiesen.
Hartz IV soll angeblich ein Problem der sog. Unterschicht sein. Schon lange wehren sich Erwerbslose gegen dieses Vorurteil, "einfach nur schlecht ausgebildet" zu sein. Laut einer DGB Arbeitsmarktstudien- Auswertung haben Abiturienten derzeit besonders schlechte Chancen auf dem Deutschen Arbeitsmarkt. Demnach liegt die Zahl der Menschen mit Fach- und Hochschulreife, die einen Job suchen, um fast 25 Prozent höher als im Vorjahr. Bei Personen mit Hausptschulabschluss oder Mittlerer Reife, fiel der Zuwachs an Hartz IV Betroffenen geringer aus. So sind 10,8 Prozent Menschen mit einem Hauptschulabschluss von Hartz IV betroffen und 5,5 Prozent, die einen Realschulabschluss vorzuweisen haben.
Geringqualifizierte Arbeitskräfte haben bekanntlich sei jeher ein weit überdurchschnittliches Entlassungsrisiko. Häufig werden sie auch bei guter Konjunkturlage befristet und/oder als Leiharbeitskräfte eingesetzt. Bei wirtschaftlichem Abschwung hingegen kann sich relativ schnell wieder von ihnen getrennt werden. Doch in der aktuellen Wirtschaftskrise zeigt sich ein ganz neues Verteilungsmuster der Arbeitslosigkeit. Überraschenderweise ist die Arbeitslosigkeit bisher jedenfalls bei Arbeitslosen mit guter
schulischer Ausbildung besonders stark gestiegen.
Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Fach- oder Hochschulreife hat sich im ersten Krisenjahr um fast ein Viertel erhöht und ist damit zwei- bis viermal so stark gestiegen, als bei den anderen Personengruppen. Zwischenzeitlich zählen gut 480.000 Arbeitslose zu
dieser Gruppe mit den höchsten Schulabschlüssen. Ihre Zahl ist nur noch um knapp 30.000 niedriger als jene, die keinen Schulabschluss haben. Auch eine gute schulische Ausbildung schützt längst nicht immer vor Arbeitslosigkeit. In den alten Bundesländern haben bereits 15,8 % des Arbeitslosenheeres eine Fachhochschul- oder Hochschulreife und 13,8 % der
Arbeitslosen in den neuen Ländern.
Bei allen Personengruppen hat sich die Wirtschaftskrise schneller und stärker in der Arbeitslosenversicherung ausgewirkt. Hier ist die Arbeitslosigkeit weit stärker angestiegen als im Hartz IV-System. In starkem Maße wird dies dadurch beeinflusst, dass sozialversichert Beschäftigte entlassen wurden, die Ansprüche an die Arbeitslosenversicherung haben aufbauen können. Arbeitslose mit Fach- oder Hochschulreife werden weit überdurchschnittlich von der Arbeitslosenversicherung betreut und zwar zu 57 Prozent gegenüber nur einem Anteil von 15,6 Prozent bei jenen ohne Schulabschluss.
Bei einem Vergleich der beiden Rechtskreise zeigt sich allerdings, dass die Arbeitslosigkeit bei jenen mit Fach- oder Hochschulreife in beiden Systemen am stärksten angestiegen ist. Sowohl in der Arbeitslosenversicherung wie im Hartz IV-System hat sich die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich erhöht. Gut 200.000 Arbeitskräfte mit Fach- und Hochschulreife sind zwischenzeitlich verarmt und auf Hartz IV angewiesen. Innerhalb von 12 Monaten hat sich ihre Zahl bereits um ein Siebtel (13,9 Prozent) erhöht.
"Auch eine gute schulische Ausbildung schützt längst nicht mehr vor Arbeitslosigkeit“, so Wilhelm Adamy, Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik beim DGB-Bundesvorstand. Arbeitslosigkeit ist sozusagen Gesellschaftsfähig geworden und dennoch Tabuthema bei den meisten Menschen.
Arbeitslose mit gutem Schulabschluss häufig im mittleren Alter
Eine Differenzierung nach Altersgruppen zeigt gleichfalls interessante Ergebnisse:
- Bundesweit hat jeder sechste bis siebte Arbeitslose Abitur und Hochschulreife.
- Besonders hoch ist der Anteil der Arbeitslosen in der Altersgruppe der 25- bis 34- Jährigen (jede/r Fünfte bis Sechste). Dies weist auf die Eingliederungsschwierigkeiten auch von jungen Erwachsenen mit guten Schulabschlüssen hin.
- Noch größer ist das Gewicht dieser Personengruppe bei den von der Arbeitslosenversicherung betreuten Arbeitslosen. Dies gilt gleichermaßen für Ost und West. Im SGB III stellen sie in dieser Altersgruppe bereits ein knappes Drittel aller gleichaltrigen Arbeitslosen. Mit zunehmendem Alter sinkt das Gewicht aber nahezu kontinuierlich; dies gilt insbesondere für die Altersgruppe der über 50- Jährigen. In der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen im Rechtskreis SGB III haben aber immer noch ein gutes Viertel im Westen bzw. ein Fünftel Abitur und Hochschulreife.
- Auch im Hartz IV-System sind die Unterschiede zwischen den beiden Landesteilen relativ gering. Gut jede/r zehnte Hartz IV-Empfänger/in hat einen weiterführenden Schulabschluss. Auch hier zeigt sich eine Konzentration auf die Altersgruppe der
25- bis 34-Jährigen und ein mit dem Alter abnehmendes relatives Gewicht der Arbeitslosen mit Fach- oder Hochschulreife.
Für Deutschland als ressourcenarmes Industrieland ist die Bildung und Qualifizierung von Arbeitskräften ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Investitionen in eine gute formale Ausbildung sind daher besonders wichtig. Es wird immer wichtiger, ein hohes schulisches und berufliches Qualifikationsniveau zu erreichen, um möglichst gute Integrationschancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Die Arbeitslosenquote ist seit längerem für geringqualifizierte Arbeitskräfte etwa fünfmal größer als bei jenen mit einem hohen formalen Bildungsniveau.
Doch in der aktuellen Krise hat sich auch das Risiko für jene deutlich erhöht, die erfolgreich das Abitur abgeschlossen haben oder einen äquivalenten Abschluss erwoben haben. Auch eine schulische Ausbildung kann schnell wieder entwertet werden. Ein hohes formales Bildungsniveau schützt längst nicht immer vor Arbeitslosigkeit und teils auch nicht
vor Armut. Hartz IV-Empfänger dürfen keinesfalls immer mit geringqualifizierten Langzeitarbeitslosen gleich gesetzt werden. Gut 200.000 arbeitslose Hartz IV-Empfänger haben immerhin Abitur oder einen vergleichbaren Abschluss. In keiner anderen
Personengruppe ist die Hilfebedürftigkeit so stark gestiegen wie bei jenen mit höherem Bildungsabschluss. Besonders betroffen sind dabei in Ost und West die Altersgruppen der 25- bis 34-Jährigen. Dies gilt für das Hartz IV-System wie die Arbeitslosenversicherung
gleichermaßen. (DGB Studie, andere Quellen, 12.10.2009)
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