Montag, 12. Oktober 2009

Tafeln - der Klecks saurer Milch auf dem Muckefuck


Ja, ich weiss, dass ich mit dieser Überschrift übertreibe, na und?

Alle die, welche auf den Arbeitslosen und Hartz IV-Empfängern herumhacken, übertreiben noch viel mehr.

Nein, ich beziehe kein Hartz IV, aber es gibt Freunde die es brauchen. Sie alle sind weder faul noch unterbelichtet. Einige von ihnen haben ihr Leben lang gearbeitet, bis eben vor einiger Zeit die Krise sie erwischte. Manche gehen bald in Rente, nach einem arbeitsreichen Leben, das aber wenig für die Rente gebracht hat, weil sie auf eine Weise tätig waren, die dem Staat nutzte aber nicht ihnen. Darunter sind Menschen, die sich richtiggehend fertig gemacht haben während ihres Arbeitslebens, danach fragt der Staat sowieso nie etwas.

"Du musst auch an Dich selber denken", sagten sie damals zu meiner Freundin, als sie für andere da war. Sie wußte nicht so recht, was die anderen damit meinten, denn Egoismus kannte sie eigentlich nicht. Doch, wenn sie an sich selber denken wollte, - wenn sie eine bessere Wohnung wollte,- nur für sich alleine, dann hiess es, das sei nicht zu machen, zu teuer. Und: "Wo wollen Sie denn hinziehen?"

Na, toll. Als es dann doch sein mußte, weil diese Tätigkeit fertig war, da ging es dann doch. Allerdings haben ihr andere geholfen, der Staat wiederum nicht. Sie hat auch den Umzug bewältigt, ohne vom Staat dafür Kostenerstattung zu benötigen. Allerdings hat sie drei Nächte lang Abschied genommen - von ihrem alten Umfeld, von allem was das Leben dort bisher ausgemacht hatte - und von den meisten ihrer Habseligkeiten. Sie liess es zurück...

Ich weiss nicht, ob ich diese Kraft gehabt hätte. Aber eines weiss ich: Dass ich eine Wut im Bauch habe, - dass sich eine Menge angestaut hat bei mir,- dass ich platzen könnte. Da müßte ein solcher Mensch, der zuvor für andere da war, zu jeder Tages- und Nachtzeit, immer ein offenes Ohr hatte, - sich oft die Nächte um die Ohren geschlagen hat, wenn es den zu pflegenden Menschen nicht gut ging,- sich für andere eingesetzt hat, und eigentlich nur lieb ist, zu so einer Tafel gehen, damit es fürs Leben danach jetzt reicht.

Das kann dieser Mensch aber nicht, denn er ist inzwischen selber schwer behindert. Also, wieder nichts mit Erleichterung. Immerhin sind da einige andere die inzwischen mithelfen. Und doch - es ist das Gleiche wie mit den Tafeln: Es ist nicht das Eigene, selber Errungene, sondern eben Abhängigkeit. Und das soll so toll sein? Nein, ist es eben nicht.

Auch die Sarrazins - der echte, und die vielen nachgemachten - sind ein Grund für meine Wut im Bauch,- aber nicht nur. Schon seit Jahren trage ich diese Wut mit mir herum, seit die Politiker die Menschen beleidigten, die auf Hilfe vom Staat angewiesen waren. Die vielfältigen Schicksale und Gründe interressierten nicht mehr, es wurde alles nur mit einem höhnischen Grinsen abgetan.

Ist es ein Grund, Menschen zu sagen, dass sie mehr als genug haben, weil sie halbwegs zurecht kommen? Ist es ein Grund, Menschen abzutun, weil sie glücklich dabei waren, anderen helfen zu können? Okay, nicht immer glücklich - aber doch viel gelernt dabei, über das Leben und über Menschen aller Schattierungen. Ist das ein Fehler? Haben solche Menschen nichts Anständiges verdient?

Was leisten denn unsere Politiker dagegen zur Zeit, ausser die Bürger auszunehmen, das Lebensrecht und die Lebendigkeit absprechen, Freiheit beschränken - damit ihnen keiner widerspricht - alle abstempeln, die nicht in ihr Schema passen, - den Bankern das Geld hinterherwerfen, - Eliten züchten wollen, und die Bürger allgemein verachten?

Was können die denn schon, ausser rechtschaffene Menschen in den Dreck ziehen? Was können diese Menschen dafür, dass die Arbeit abgeschafft und entwertet wird? Was hat eine Frau Merkel denn menschliches Tolles geleistet? Hat sie andere gepflegt und versorgt? - hat sie Kinder gross gezogen?- hat sie in Altersheimen und Sozialstationen gearbeitet? - hat sie andere gefördert in irgend einer Weise? Was hat diese Frau menschlich weiter gebracht, wenn überhaupt? Was bringt sie mit?

Genau das ist die Frage, und ich sehe nichts, das sie menschlich besonders auszeichnen würde. Aber, Menschlichkeit ist ja nicht mehr "In" - ist nicht mehr gefragt - sind doch alles Weicheier, die danach noch fragen. Und genauso sieht unsere Welt - sieht Deutschland ja auch aus inzwischen.

Viele Menschen in Deutschland sind nicht so politisch, sagt die Autorin der Kriegspostille. Viele sind auch überfordert. Okay, aber irgendwie merken, dass alles nicht mehr so richtig stimmt, sich überlegen, warum Politiker lügen, - sich Gedanken darüber machen, wie das alles weiter gehen soll mit dieser überzüchteten Garde an Abgehobenen, das könnte fast jeder.

Dann schwingen sich die auf, die in der Bloggersphäre entdeckt haben, dass es auch Rechte gibt, die sich einmischen und für ihren Kram werben, und dass diese einige der gleichen Argumente anbringen, wie die anderen auch. Ja, das ist doch wohl klar. Nur rechte Parolen kann man ja nicht nur bringen, etwas Inhalt darf es schon auch sein, um Anhänger zu gewinnen. Da ist eben der kritische Geist gefragt, um auseinander zu halten.

Es ist wieder mal typisch, dass dann auf einzelnen Portalen und Blogs herumgehackt wird, ohne noch genau recherchiert zu haben, welche Ziele genau diese verfolgen - wenn überhaupt - und welches Geistes Kind diese sind. Hauptsache, man schiesst mal wieder einige der Kritiker ab dabei, oder hält ängstliche Leser ab.

Das so allgemein, und nun also die Tafeln und das Sozialsystem - wenn man es noch so nennen will. Die eigentliche Heimat der Missgunst ist Deutschland - wenn es dieses Land nicht geben würde, wäre die Missgunst in diesem Ausmass sicher heimatlos. Aus keinem anderen Land erfährt man derart viele Nachrichten darüber, dass Kinder getötet und in den Müll entsorgt werden, wie hierzulande. Frauen wollen nicht mehr ihrer Natur gemäss entsprechen, - doch, das ist so, denn die Kinder bringen nun mal Frauen zur Welt, daran konnte noch nichts geändert werden. Ist das ein Wunder in einem Land mit derartiger Menschenverachtung, wie sie herrscht? Nein, ich entschuldige das alles nicht, es ist das Grässlichste was man sich denken kann, aber es ist nun mal so. Und es muss die aufmüpfige Frage gestellt werden dürfen, warum das so ist. Vor allem: So wie es aussieht, und auch schon das Goethe-Institut anspricht (und nicht irgendwelche als "durchgeknallt" angesehenen Blogger) wird das nichts mehr mit der Vollgeschäftigung zu Löhnen, von denen man auch leben kann. Da ändert auch das Studium, die Bildung, nichts dran. Die Zukunft der Kinder also auch bei den Tafeln? - Der Kindergarten gleich mit Suppenküche, und Auslese?

Wie menschenverachtend darf es noch sein?
Was stellen sich die feinen Leute der sogenannten Elite denn unter einem gelungenen Leben vor? Viel Geld und sonst nichts? Plastikleben, mit den künstlichen Fingernägeln gleich die Gefühle aufgefrischt und das Lächeln angeklebt, das Erfolg verspricht? Und mit jedem Hauch Parfum und Deo gegen die menschlichen Ausdünstungen auch den Rest wegsprühen an Empfinden, an Solidarität, das verhindert, dass Karriere gemacht werden kann? Mit jedem Schwung des Rasierapparates, der den nicht mehr gefragten Drei-Tage-Bart abnimmt, jeden Rest von Mitempfinden abrasieren, damit über Leichen gegangen werden kann?

Wenn das ein gelungenes Leben sein soll, dann ist es ein armseliges Dasein. Ein solches Leben hat weniger Würde, als die Leben jener, die bei den Tafeln vorstellig werden. Denn jene bei den Tafeln wurden geduckt, wurden in diese Lage gebracht, - weil es keine Arbeit mehr gibt für sie, die sie ernährt.

Die Arbeit geht ganz einfach aus - siehe Goethe-Institut - und die, welche es zuerst erwischt, werden dafür fertig gemacht. Falls das gerade nicht opportun erscheint, werden die Alten, die Rentner beschuldigt. Eine provokante und etwas unverschämte Frage drängt sich mir immer auf, wenn die Rede von zu wenig Kindern, zu vielen Alten, zu viel Unterschicht die Rede ist:
Was können diese Leute dafür, wenn die Elite, die sogenannte Oberschicht, zu bequem zum Poppen und Kindermachen ist?

Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

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